Podiumsdiskussion mit Landtagskandidat*en am 20.08.2019 im Beelitzer Deutschen Haus

Die BI NaturWald  im Waldkleeblatt hatte eingeladen – und alle kamen … ca. 150 Bürger*innen und für Bündnis90/Die Grünen Andreas Koska, für BVB/Freie Wähler Dr. Winfried Ludwig, für die CDU Anja Schmollack, für Die Linke Claudia Sprengel, für die FDP Tim Kehrwieder, für die SPD Günter Baaske und für die AfD Kai Laubach … soweit uns die Kandidat*en ihre Beiträge zur Verfügung gestellt haben, können Sie diese nachstehend nachlesen (sofern wir weitere Beiträge erhalten, veröffentlichen wir diese natürlich) … ebenso die Antworten auf schriftlich eingereichte Fragen – bitte nehmen Sie sich die Zeit, auch wenn die Beiträge recht umfangreich sind (wir haben in alphabetischer Reihenfolge der Nachnamen veröffentlicht):

Antworten von Herrn Baaske auf nachgereichte Fragen:

  1. Wäre es denkbar, dass der Waldumbau für private Eigner subventioniert werden würde? Und könnte die Subvention als Kredit bis zur wirtschaftlichen Verwertung des Holzes ausgereicht werden?
    • Es gibt eine relativ hohe Förderung für den Waldumbau. Nur auf besonders armen Böden wird auch die Pflanzung von Kieferkulturen gefördert. Allerdings als verlorener Zuschuss, d.h., dass Geld muss nicht zurückgezahlt werden.
  2. Warum unterstützt Ihre Partei die akt. Energiewende, obwohl sie sich hier und heute gegen einen weiteren Ausbau der Windkraftanlagen im Wald aussprechen und die Überzeugungskraft von regenerativen Energien gegenüber den viel CO2 ausstoßenden Staaten angesichts von weltweit 1400 neu geplanten Kohlekraftwerken als sehr gering
    einzuschätzen ist? • Ich habe mich nicht gegen Windkraftanlagen im Wald ausgesprochen
  3. Alle reden von Trockenheit im Wald. Keiner ist bereit die Boden/Wasserverbände abzuschaffen, damit dann Wasser im Wald bleiben kann. Wie stehen Sie dazu?
    • Kann ich schlecht beurteilen, sehe ich aber auf den ersten Blick anders.
  4. Was halten Sie von flächendeckender Vegetation zum Zwecke der Wasserhaltung/ Verhinderung von Erosionen?
    • Ist sicher sinnvoll, aber Landwirtschaft, d.h. also auch säen, ernten etc. müssen möglich sein.
  5. Was wollen Sie geben die Ammoniakbelastung, resultierend aus Gülleausbringung der Massentierhaltung, der landwirtschaftlichen und häufig an den Wald angrenzenden Flächen tun?
    • Die Auflagen zur Gülleausbringung müssen eingehalten werden. Das ist nicht immer leicht, da die Betriebe auch große Lagerkapazitäten vorhalten müssen. Brandenburg hat allerdings kaum große Stallanlagen. Darum sind unsere Landwirte auch Gülle- Importeure. So wird bei uns auch Gülle aus Niedersachsen oder Sachsen-Anhalt im Frühjahr ausgebracht.

Antworten Herr Koska auf nachgereichte Fragen:

  1. Wäre es denkbar, dass der Waldumbau für private Eigner subventioniert werden
    würde? Und könnte die Subvention als Kredit bis zur wirtschaftlichen Verwertung des Holzes ausgereicht werden?
    • ja, allerdings können Kredite nicht erst nach 100 Jahren zurückgezahlt werden. Eine Stundung für zwei bis fünf Jahre scheint mir jedoch machbar.
  2. Warum unterstützt Ihre Partei die akt. Energiewende, obwohl sie sich hier und heute gegen einen weiteren Ausbau der Windkraftanlagen im Wald aussprechen und die Überzeugungskraft von regenerativen Energien gegenüber den viel CO2 ausstoßenden Staaten angesichts von weltweit 1400 neu geplanten Kohlekraftwerken als sehr gering
    einzuschätzen ist?
    • Es gibt keine Alternative zur Energiewende. Ich habe mich nicht gegen den WKA Ausbau ausgesprochen, sondern nur gegen den im Wald, denn das halte ich für Frevel. Man darf übrigens nicht auf andere schauen, sondern muss mit gutem Beispiel vorangehen. Die Einsicht auf die Notwendigkeit wird irgendwann auch die anderen erreichen, umso besser wenn es bei uns schon soweit ist.
  3. Alle reden von Trockenheit im Wald. Keiner ist bereit die Boden/Wasserverbände abzuschaffen, damit dann Wasser im Wald bleiben kann. Wie stehen Sie dazu?
    • Die Wasser- und Bodenverbände ziehen kein Wasser aus dem Wald ab. Sie sind zuständig für die Pflege der Gewässer, Fließe und Kanäle der niederen Ordnung. Es ist mit nicht bekannt, dass aktiv Wasser abgezogen wird.
  4. Was halten Sie von flächendeckender Vegetation zum Zwecke der Wasserhaltung/Verhinderung von Erosionen?
    • Das ist eine wichtige Voraussetzung, die Bodenvegetation und auch Altholz halten den Boden feucht und kühl.
  5. Was wollen Sie geben die Ammoniakbelastung, resultierend aus Gülleausbringung der Massentierhaltung, der landwirtschaftlichen und häufig an den Wald angrenzenden Flächen tun?
    • Die Gülle ist per se ein guter Dünger, es hängt von der Menge ab. In
    Brandenburg haben wir bisher nicht die Probleme die die Niedersachsen haben, wo es tatsächlich eine Massentierhaltung gibt. Es muss entsprechende Grenzwerte und Mengenbegrenzungen geben und vor allem müssen diese kontrolliert werden.
  6. Brandenburg ist das sonnenreichste Bundesland mit relativ viel Wald in Monokultur. Sicherlich sollte der Energiemix in Brandenburg anders aussehen, als bspw. in Mecklenburg-Vorpommern. Wie würde ein optimaler Energiemix in Brandenburg aussehen?
    • Ehrlicherweise bin ich bei der Frage überfragt. Auf jedem Fall müssen wir von den fossilen Energieträger gänzlich weg. BGA, wenn genügend eigene Gülle und eigenes Material vorhanden ist, Wind und Sonne. Dazu muss es die Überleitungmöglichkeiten sowie Speicher geben.
  7. Sie haben ausgeführt, dass Sie sich dafür einsetzen möchten, ehemalige Waldflächen wieder aufzuforsten. Beziehen Sie dieses Vorhaben auch auf solche Flächen, die früher Waldflächen waren und jetzt für Getreide- und Futtermittelanbau genutzt werden?
    • Das wird mit Sicherheit rechtlich nicht möglich sein, da stellt sich vor allem die Frage welchen Stichtag man annimmt und wieso. Viel wichtiger ist es, Wald für Baumaßnahmen nicht herzugeben und wenn temporär eine Abholzung notwendig sein sollte, dann nur wenn zeitnah aufgeforstet wird.

Antwort Herr Laubach (AfD):

Vorstellungsrunde mit Leitfrage: Was verbinden Sie mit den Brandenburger Wäldern?

Antwort:
Mit den Brandenburger Wäldern verbinde ich Erholung, Entspannung, Ruhe und Regeneration. In meiner Kindheit habe ich viel Zeit im Wald verbracht, wir hatten ein Haus im Wald (Lüneburger Heide) und haben dort häufig unsere Wochenenden und unsere Ferien verbracht. Dort bin ich nicht nur mit den schönen Seiten der Natur, sondern auch mit der Waldarbeit in Berührung gekommen (Holz hacken, Bäume pflanzen und hegen, Beete anlegen, etc.). In Brandenburg habe ich sogar auch
schon mal in der Baumpflege mitgeholfen. Es ist beeindruckend, wie kräftig, und stabil Bäume in der Regel sind und wieviel Gewicht einzelne Äste auf die Waage bringen können. Wälder sind unheimlich
wichtige Räume des Naturschutzes, Lebensraum für mannigfaltige Tierpopulationen und als Erholungsraum für die Seele auch für den Menschen sehr wichtig – wer freut sich nicht, wenn er ein kleines Rehkitz im Unterholz erspäht. Zudem sind die Wälder ein wichtiger und – sofern richtig bewirtschaftet – auch nachhaltiger Wirtschaftsfaktor. Der Rohstoff Holz ist als Baumaterial nicht zu ersetzen und als Erholungsort ist der Wald auch ein Faktor des Tourismus.
Kurz gesagt: Brandenburger Wälder sind ein wichtiger Teil unsere Heimat!
Wahlprüfsteine Landtagswahl 2019
1. Wir leben in einem Zeitalter des Klimawandels und des Artensterbens. Beide Entwicklungen beeinflussen sich gegenseitig. Verstärkend wirken Monokulturen, wie Kiefernforste, Spargel,
Raps, … Welche Schwerpunkte bzgl. der Biodiversität würden Sie setzen, wenn Sie im nächsten Landtag vertreten sind?

Antwort:
Wir haben im Land Brandenburg große Fortschritte bei der Ausweisung von Schutzgebieten und bei der Verbesserung der Artenvielfalt erreicht. Ich will da nur auf den Naturpark Unteres Odertal, die drei Biosphärenreservate, die elf Naturparke und die ausgedehnten Fauna-Flora-Habitate (FFH) sowie SPA – Gebiete (special protecte areas) als die größten Schutzgebiete hinweisen. Außerdem leben jetzt wieder viele Tierarten bei uns, die lange verschwunden waren. Die verstärkte Erzeugung von Erneuerbaren Energien hat zum großflächigen Anbau vom Mais für Biogasanlagen geführt. Das haben sie in ihrer Aufzählung nicht erwähnt. Die Maisanbaufläche in Brandenburg hat sich seit der EEG-Novelle von 2004 verdoppelt. Silomais wird mittlerweile auf knapp
20% der gesamten Ackerbaufläche (2018) angebaut. Die ausgedehnten Kiefernwälder haben in Brandenburg im Wesentlichen zwei Ursachen:
1. Die geringe Bodenqualität in weiten Teilen Brandenburgs, die der Kiefer gute Wachstumsbedingungen bietet.
Und 2. die wirtschaftlichen Gründe: d.h. das schnelle Wachstum und die gute Bauholzqualität der Kiefer.
Diese Kiefern-Monokultur rächt sich allerding, wie die Waldbrände beweisen. Der Waldumbau ist deshalb ein Weg der schon vor Jahren eingeschlagen wurde. Nur hat die Landesregierung nicht das erforderliche Tempo beim Waldumbau eingeschlagen. Der Spargel ermöglicht die größte Wertschöpfung auf den sandigen Böden in der Region von Beelitz
bis Brandenburg und sichert damit viele Arbeitsplätze dauerhaft in den Anbaubetrieben. Die Spargelbauern sollten allerdings die im Spargelanbau verwendeten Landwirtschaftsfolien verstärkt wiederverwerten, d.h. in das Recycling geben. Das ist als Beitrag zum Ressourcenschutz möglich, wird
aber in Brandenburg bisher kaum getan. Ich will mich für mehr Biodiversität die Vielfalt auf dem Acker und im Wald gegen die Monokulturen einsetzen. Darüber hinaus sollten die vorhandenen Schutzgebiete noch stärker zu „Hot Spots der Biodiversität“ weiterentwickelt werden. Wir fordern deshalb die Einführung eines Wildtiermanagements, das alle bedrohten Tierarten
gleichermaßen beobachtet und dafür sorgt, dass das Gleichgewicht zwischen den Ansprüchen von Wildtieren und den Interessen der Land- und Teichwirte erhalten bleibt. Dafür ist auch Personal und Geld erforderlich. Wir brauchen mehr bäuerliche Landwirtschaftsbetriebe, in denen die ortsansässige Eigentümerfamilie noch selbst auf den Feldern das Sagen haben und keine Investorengesellschaften. Dafür werden wir an dem geplanten Agrarstrukturgesetz in der nächsten Legislaturperiode
konstruktiv mitarbeiten. Wir brauchen mehr Vielfalt im Wald durch Waldumbau und mehr Vielfalt auf dem Acker durch
vielfältige Fruchtfolgen. Das kann durch eine Änderung der EU-Agrarpolitik erreicht werden. Auch das Land muss dazu weiter seinen Beitrag durch Förderung des Waldumbaus, die Förderung von
Ackerrandstreifen und andere Maßnahmen leisten.
2. Waldgesetz des Landes Brandenburg (LwaldG)
§ 19 Waldschutz (2) Die Waldbesitzer sind verpflichtet, zum Schutz des Waldes vorbeugend und bekämpfend tätig zu werden, wenn die Funktionen des Waldes maßgeblich beeinträchtigt werden können.
Wie wollen Sie diesen Paragraphen des Waldgesetzes umsetzen?

Antwort:
Der Grundsatz „Eigentum verpflichtet“ wird im Waldgesetz für alle Waldbesitzer geregelt. Dabei besitzen die Schutzfunktionen und die wirtschaftliche Nutzung des Waldes einen herausragenden Stellenwert.
Der Waldschutzparagraf § 19 im Waldgesetz beginnt mit dem Absatz (1): Der Waldschutz umfasst den Schutz des Waldes vor biotischen und abiotischen Schäden. Wir haben im Land über 100.000 Waldbesitzer. Der Wald besteht nicht aus einzelnen Parzellen, deren Eigentümer Entscheidungen zum Schutz des Waldes nach eigenen Maßstäben für ihre
Waldparzelle treffen können. Das gilt insbesondere für den Brandschutz und den Schutz vor Schadinsekten.
Beim Brandschutz und der Waldbrandbekämpfung gibt es dazu auch eine große Zustimmung. Klagen gegen den Einsatz von Mitteln zur Bekämpfung von Schadinsekten betreffen in der Regel viele Waldeigentümer und greifen langfristig in die Schutzfunktionen des Waldes auch für den Klimaschutz ein. Wir sind deshalb der Meinung, das Waldgesetz auch weiterhin mit den im Waldgesetz geregelten Mitteln durchzusetzen.
Fragen einer Entschädigung infolge nicht durchgeführter Bekämpfung von Schadinsekten für einen nicht an einer Klage beteiligten Geschädigten sind bisher ungeklärt. Wie der Waldschutz in den geplanten Wildnisgebieten in Brandenburg umgesetzt werden soll, ist noch zu diskutieren.
3. „Pestizideinsatz als letztes Mittel“ Um massive Waldschäden zu vermeiden kann der Waldbesitzer zum Pestizideinsatz gezwungen werden. Zum Waldumbau gibt es keinen Zwang. Wie stehen Sie dazu? Und wie wollen Sie politisch damit umgehen?
Antwort:
Auf den Einsatz von „Pestiziden“ für den Schutz des Waldes bin ich schon eingegangen. Einen Waldumbau mit gesetzlichem Zwang sehe ich nicht als zielführend an. Ich schlage folgende Aufgabenteilung für den Waldumbau vor: Im Landeswald werden die Demonstrationsflächen für einen erfolgreichen Waldumbau unter den verschiedenen Standortbedingungen in Brandenburg geschaffen. Die Beratungsangebote der
Forstverwaltung und der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse sollten den Wissenstransfer zu den Waldbesitzern leisten.
Für die Investitionen in den Waldumbau bietet das Land Anreize durch Fördermittel. Der Waldumbau im Privat- und Kommunalwald wird durch die Eigentümer bzw. durch sie beauftrage Fachunternehmen aus Brandenburg geleistet.
4. Hauptziel des ökologischen Waldumbaus in Deutschland sind naturnahe, stabile Misch- und Laubwälder, was auch die Waldbrandgefahr reduzieren würde. Welche Schritte würden Sie zur Umsetzung vorschlagen und wie könnte eine Förderung – auch
eine Forschungsförderung aussehen, um den Auswirkungen des Klimawandels und der Waldbrandgefahr zu begegnen?

Antwort:
Die Bundesregierung und die Landesregierung haben erhebliche Fördermittel für den Waldumbau in Aussicht gestellt. Von mehr als 1 Milliarde Euro für ganz Deutschland in den nächsten Jahren ist dabei
die Rede. Wir brauchen deshalb ein Gesamtkonzept für den Waldumbau, das nicht nur den Schutz des Waldes umfasst, sondern auch die Leistungen des Waldes für den Klimaschutz berücksichtigt. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass der Wald ein wichtiger Rohstofflieferant für eine ganze
Wertschöpfungskette mit vielen Unternehmen und Arbeitsplätzen in Brandenburg ist. Die wirtschaftliche Funktion des Waldes für den ländlichen Raum muss in einem Gesamtkonzept für den Waldumbau ebenfalls berücksichtigt werden. Die großen Herausforderungen bei der Umsetzung des Waldumbaus erfordern wissenschaftliche Vorarbeiten, z.B. mit einem Gesamtkonzept für den Waldumbau. Auch die Personalentwicklung in der Forstverwaltung und im Landesbetrieb Forst ist mit den erweiterten Aufgaben und Herausforderungen neu zu bewerten.
5. Der Kommunalwald ist dem Gemeinwohl verpflichtet. Dieses Gemeinwohl hat eine ökologische, eine soziale und eine ökonomische Dimension. Welche politischen Wege würden Sie gehen, damit die Kommunen ihren Wald nicht nur als Einnahmequelle sehen?
Antwort:
Der Wald ist für manche Kommunen eine Rücklage. Aber die Kommunen wollen nicht nur das Holz aus ihrem Wald verkaufen. Die Erholungsfunktion ist den Kommunen schon klar, besonders wenn
der Tourismus in der Gemeinde ein Wirtschaftsfaktor ist.
Die vielfältigen Schutzfunktionen des Waldes gewinnen immer mehr an Bedeutung, z.B. für den Klimaschutz. Diese Funktion für den Klimaschutz sollte auch einen Wert am Markt erhalten. Wenn die Kommunen CO2-Zertifikate aus der CO2-Bindung in ihrem Wald verkaufen könnten, würde
der wachsende Wald einen völlig neuen Stellenwert bei allen Waldeigentümern erhalten. Daran sollten wir arbeiten.
6. Wolf, Wälder und Wildnis stehen für unsere natürlichen sich selbst regulierenden Lebensgrundlagen. Wissenschaftler sind sich einig: Wir brauchen vernetzte Wildnisgebiete als Rückzugsgebiet und
Pool für bedrohte Arten. Wie stehen sie dazu?

Antwort:
Der Freiraumverbund ist im neuen Landesentwicklungsplan für die Hauptstadtregion schon ausgewiesen. Diese Gebiete besitzen sogar einen Vorrang für diese Nutzung (z.B. Verbot der Durchschneidung).
Allerdings haben wir immer noch keine Vorranggebiete für die Landwirtschaft. Wir können nicht immer mehr Landwirtschaftsfläche für den Wohnungsbau, Gewerbe, Infrastruktur uva. ihrer landwirtschaftlichen Nutzung entziehen. Wir müssen die Leistungen der Landwirtschaft
z.B. für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen von Bauvorhaben anerkennen. Diese Flächen müssen mit Funktionen, z.B. für die Biodiversität, ausgestattet werden, die eine Wertschöpfung für die Landwirte
ermöglichen. Die AfD tritt für eine Ausweisung von Wildnisgebieten auf bis zu 10 % der landeseigenen Waldflächen
in Brandenburg ein.

Antworten Herr Laubach auf nachgereichte Fragen:

Wäre es denkbar, dass der Waldumbau für private Eigner subventioniert werden würde? Und könnte die Subvention als Kredit bis zur wirtschaftlichen Verwertung des Holzes ausgereicht werden?

Antwort:

Der Waldumbau wird jetzt schon gefördert. Die Fördermittel aus dem Landeshaushalt müssen nicht zurückgezahlt werden. Der Eigenanteil des Waldeigentümers wird vom Land nicht kreditiert.

2.     Warum unterstützt Ihre Partei die akt. Energiewende, obwohl sie sich hier und heute gegen einen weiteren Ausbau der Windkraftanlagen im Wald aussprechen und die Überzeugungskraft von regenerativen Energien gegenüber den viel CO2 ausstoßenden Staaten angesichts von weltweit 1400 neu geplanten Kohlekraftwerken als sehr gering einzuschätzen ist?

Antwort:

Wir unterstützen die aktuelle Energiewende in der Form nicht. Die AfD steht für einen planbaren Übergang in die Zeit nach der Kohle. Dazu gehört aber kein „Hals-über-Kopf“-Ausstieg aus grundlastfähigen Energien, solange keine ökonomisch tragfähigen, besseren Alternativen vorhanden sind. Daher ist die AfD gegen einen überstürzten Ausstieg ohne eine tragfähige Alternative. Gerade in der globalen Betrachtung wird der Irrsinn der aktuellen Energiepolitik in Deutschland sichtbar, da haben Sie vollkommen Recht.

3.     Alle reden von Trockenheit im Wald. Keiner ist bereit die Boden/Wasserverbände abzuschaffen, damit dann Wasser im Wald bleiben kann. Wie stehen Sie dazu?

Antwort:

Die Wasser- und Bodenverbände sind nicht das Problem. Das Wassergesetz wurde erst kürzlich geändert. Da könnte man ansetzten.

4.     Was halten Sie von flächendeckender Vegetation zum Zwecke der Wasserhaltung/ Verhinderung von Erosionen?

Antwort:

Erosionsschutz durch Vegetation ist ein Weg. Auch eine nachhaltige landwirtschaftliche Flächennutzung kann Erosion, auch Winderosion, verhindern.

5.     Was wollen Sie gegen die Ammoniakbelastung, resultierend aus Gülleausbringung der Massentierhaltung, der landwirtschaftlichen und häufig an den Wald angrenzenden Flächen tun?

Antwort:

Eine Überdüngung ist das Problem. Der Güllewirtschaft müsste eine energetische Nutzung der Gülle nachgeschaltet werden. Dann könnte die Gülle ohne Flächenschäden ihre Düngewirkung entfalten. Allerdings darf nicht mehr Gülle (Nährstoff) auf die Flächen gebracht werden, als die Pflanzen verwerten können.

CDU / Frau Schmollack

1. Wir leben in einem Zeitalter des Klimawandels und des Artensterbens. Beide Entwicklungen beeinflussen sich gegenseitig. Verstärkend wirken Monokulturen, wie Kiefernforste, Spargel, Raps, … Welche Schwerpunkte bzgl. der Biodiversität würden Sie setzen, wenn Sie im nächsten Landtag vertreten sind?

Den Spargelanbau würde ich für die Spargelstadt Beelitz natürlich weiterhin unterstützen. Monokulturen werden jedoch zu einem immer größeren Problem. Hauptgrund ist die Intensivierung der Landwirtschaft, Einsatz von PSM sowie die Saatgutreinigung. Maßnahmen könnten die Schaffung und Förderung von Übergangsbiotopen zwischen Wald und Feldflur; Waldinseln und Blühstreifen sein. Aber auch Vertragsschutzmaßnahmen befürworte ich ebenso wie die Förderung alter Nutztierrassen und Kulturpflanzen. Kennartenprogramme zur Förderung vielfältiger Flora, so wie es das Land Niedersachsen fördert, neben Transaktionskostenzuschlägen. Übrigens plädiert auch die Landwirtschaftskammer für solche Maßnahmen. Die Förderung von Biodiversität in den Wäldern könnte man durch einen Eu-Ausgleich, ähnlich denen der Landwirtschaft, fördern. Die Förderung der Plenterwirtschaft und der Biotopvernetzung ist ein weitere Baustein hin zu mehr Biodiversität.

2. Waldgesetz des Landes Brandenburg (LwaldG) § 19 Waldschutz (2) Die Waldbesitzer sind verpflichtet, zum Schutz des Waldes vorbeugend und bekämpfend tätig zu werden, wenn die Funktionen des Waldes maßgeblich beeinträchtigt werden können. Wie wollen Sie diesen Paragraphen des Waldgesetzes umsetzen?

Die Landesfürst sollte mehr Waldbehüter denn -bewirtschafter sein. Der Zwang zur Erreichung der schwarzen Null, wie am Beispiel Bayern, muss überdacht werden. Auch müssen wir darauf achten, dass bei Wiederaufforstung und Umbau weniger der Boden verdichtet wird. Das Land muss wieder Wundstreifen und den Waldumbau stärker fördern zur Waldbrandvorbeugung. Und natürlich das leidige Thema des In Vorleistung Gehens bei Förderung. Wir müssen die Waldbesitzer finanziell im Waldumbau und in der Wiederaufforstung unterstützen. Die Vorleistung vor Ausschüttung der Förderung muss, wie es bspw in Sachsen gehandhabt wird, fallen. Ebenso sollten die Waldbesitzer von der Pflicht zur Abgabe an den Wasser- und Bodenverband entbunden werden.

3. „Pestizideinsatz als letztes Mittel“ Um massive Waldschäden zu vermeiden kann derWaldbesitzer zum Pestizideinsatz gezwungen werden. Zum Waldumbau gibt es keinen Zwang. Wie stehen Sie dazu? Und wie wollen Sie politisch damit umgehen?

Der Einsatz von PSM sollte ultima Ratio sein und bleiben. Einen Zwang zum Waldumbau lehne ich ab, da ich einen sehr starken Eingriff in die Eigentumsrechte sehe. Aber der Befall von Schädlingen zeigt eben auch, dass der Wald SO wie er da steht, eben nicht SO dort hin gehört. Nadelhölzer sind keine einheimischen Gehölze. Wie oben bereits gesagt, sollte die Förderpolitik speziell des Problems der Vorleistungen, geändert werden. Die oft hohen Hürden zur Antragstellung müssen vereinfacht werden. Und man muss das Thema angehen, dass man auf Fördergelder noch Steuern zahlen muss. Mehr Aufklärung und Kommunikation seitens der Landesregierung. Mehr Unterstützung denn immer mehr Hürden. Wald ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und sollte auch so seitens des Landes betrachtet werden.

4. Hauptziel des ökologischen Waldumbaus in Deutschland sind naturnahe, stabile Misch- und Laubwälder, was auch die Waldbrandgefahr reduzieren würde. Welche Schritte würden Sie zur Umsetzung vorschlagen und wie könnte eine Förderung, auch eine Forschungsförderung aussehen um den Auswirkungen des Klimawandels und der Waldbrandgefahr zu begegnen?

Wie oben bereits angesprochen könnte man eine Förderung ähnlich der EU-Förderung der Landwirte auch für Waldbesitzer einführen. Geförderte werden sollten einheimische Baumarten wie bspw. Buche, Eiche, Robinie Wenn jeder Waldbesitzer 10-20% seines Waldes nicht zur Bewirtschaftung nutzt sondern „der Natur überlässt“ und dafür einen solchen Ausgleich gezahlt bekäme, könnte das ebenfalls motivierend wirken.

5. Der Kommunalwald ist dem Gemeinwohl verpflichtet. Dieses Gemeinwohl hat eineökologische, eine soziale und eine ökonomische Dimension. Welche politischen Wege würden Sie gehen, damit die Kommunen ihren Wald nicht nur als Einnahmequelle sehen?

Nicht nur Kommunalwald sondern auch Landes- und Bundeswald würde ich zunächst ergänzend hinzunehmen und die oben angesprochene Schwarze Null in Frage stellen. Ein Grund ist doch, dass die Vernetzung zwischen den Wäldern verloren gegangen ist und deswegen plädiere ich Biotopverbundsysteme zu fördern. Bspw das Gut Schmerwitz in Wiesenburg.  Da der Holzmarkt derzeit am Boden ist, denke ich ist es ein guter Zeitpunkt um über andere Wege nachzudenken und diese umzusetzen

6. Wolf, Wälder und Wildnis stehen für unsere natürlichen sich selbst regulierenden Lebensgrundlagen. Wissenschaftler sind sich einig: Wir brauchen vernetzte Wildnisgebiete als Rückzugsgebiet und Pool für bedrohte Arten. Wie stehen sie dazu?

Kurz und Schmerzlos: ich habe bereits einige der Punkte als Maßnahmen genannt und stehe dem entsprechend auch hinter dieser Forderung.

Die Linke / Frau Claudia Sprengel

  1. Wir leben in einem Zeitalter des Klimawandels und des Artensterbens. Beide Entwicklungen beeinflussen sich gegenseitig. Verstärkend wirken Monokulturen, wie Kiefernforste, Spargel, Raps, … Welche Schwerpunkte bzgl. der Biodiversität würden Sie setzen, wenn Sie im nächsten Landtag vertreten sind?
    Es gibt viel zu tun zum Schutz der Biodiversität. Die Naturschutzmaßnahmen in den Schutzgebieten müssen wirksamer umgesetzt werden, der Flächenverbrauch ist zu reduzieren, der Waldumbau zu befördern, Anreize für insektenfreundliche Grünflächen in den Kommunen sollen geschaffen werden. Besonders wichtig ist aber, dass die Bewirtschaftung der Agrarflächen
    naturverträglicher wird. Schlüssel dafür ist die Förderpolitik: In der nächsten EU-Förderperiode müsste die Agrarförderung so aufgebaut werden, dass sie klare Anreize für Ressourcenschutz und Verbesserung der Biologischen Vielfalt bietet. Naturschutz muss sich zukünftig für die Landwirte auch finanziell lohnen.
    Viele gute Ideen stehen im Maßnahmenprogramm Biologische Vielfalt, dass in der letzten Wahlperiode die linke Umweltministerin auf den Weg gebracht hat. Das muss besser umgesetzt werden.
  2. Waldgesetz des Landes Brandenburg (LWaldG)
    § 19 Waldschutz (2) Die Waldbesitzer sind verpflichtet, zum Schutz des Waldes vorbeugend und bekämpfend tätig zu werden, wenn die Funktionen des Waldes maßgeblich beeinträchtigt werden können. Wie wollen Sie diesen Paragraphen des Waldgesetzes umsetzen?

    Grundsätzlich ist die Regelung sinnvoll, denn manchmal muss auch über Eigentumsgrenzen hinweg gehandelt werden um den Wald zu schützen. Der Waldbesitz ist in Brandenburg vielerorts so kleinteilig, dass eine gesetzliche Grundlage für ein Handeln erforderlich ist. Im Waldgesetz ist ja auch geregelt, dass die Forstbehörde bei Gefahr im Verzug oder zur Vorbeugung von Schäden selbst tätig werden kann. Wichtig ist aber dass dabei genau abgewogen wird, welche Maßnahmen wirklich notwendig und den Waldbesitzern zumutbar sind.
  3. „Pestizideinsatz als letztes Mittel“ Um massive Waldschäden zu vermeiden kann der Waldbesitzer zum Pestizideinsatz gezwungen werden. Zum Waldumbau gibt es keinen Zwang. Wie stehen Sie dazu? Und wie wollen Sie politisch damit umgehen?
    Pestizideinsatz kann wirklich nur allerletztes Mittel sein. Wir können aber nicht ausschließen, dass er im Einzelfall einmal notwendig wird. Viel wichtiger ist wirklich der Waldumbau. Allerdings wird man dazu die Waldbesitzer nicht rechtlich verpflichten können – da stehen die Eigentumsrechte davor. Umso wichtiger sind Anreizprogramme für mehr Waldumbau und die Vorbildfunktion des Landeswaldes.
  4. Hauptziel des ökologischen Waldumbaus in Deutschland sind naturnahe, stabile Misch- und Laubwälder, was auch die Waldbrandgefahr reduzieren würde. Welche Schritte würden Sie zur Umsetzung vorschlagen und wie könnte eine Förderung, auch eine Forschungsförderung aussehen um den Auswirkungen des Klimawandels und der Waldbrandgefahr zu begegnen?
    Der Waldumbau muss verstärkt werden. In den letzten Jahren gab es von Seiten des Landes dafür Fördermittel in erheblichem Umfang, die zu einem großen Teil von den Waldbesitzern nicht abgerufen worden sind. Es muss geklärt werden woran das lag um die Programme attraktiver zu gestalten. Eine Entbürokratisierung der Förderung wäre ein wichtiger Schritt. Zur Klimaanpassung der Forstwirtschaft laufen bereits verschiedene Forschungsprogramme, die wichtig sind. Allerdings ist unseres Erachtens weitere Forschung nicht Voraussetzung, um den Waldumbau jetzt voranzutreiben. Die
    Nonnenkalamität 2018 sollte genutzt werden, um die Auswirkungen auf Wald und Biodiversität auf gespritzten, nicht gespritzten und kahlgefressenen Flächen zu vergleichen – und Wege zum beschleunigten Waldumbau auf den betroffenen Flächen aufzuzeigen.
  5. Der Kommunalwald ist dem Gemeinwohl verpflichtet. Dieses Gemeinwohl hat eine ökologische, eine soziale und eine ökonomische Dimension. Welche politischen Wege würden Sie gehen, damit die Kommunen ihren Wald nicht nur als
    Einnahmequelle sehen?

    Im Landeswaldgesetz heißt es: „Der Körperschaftswald soll dem Allgemeinwohl in besonderem Maße dienen und nachhaltig bewirtschaftet werden. Seine wirtschaftlichen Potenziale sollen entsprechend den standörtlichen Bedingungen unter besonderer Beachtung der Schutz- und Erholungsfunktion ausgeschöpft werden.“ Der gesetzliche Rahmen ist damit klar. Wie er im Einzelnen ausgefüllt wird ist jedoch Sache der demokratisch gewählten kommunalen Vertreter. Deshalb ist es besonders wichtig, auf der kommunalen Ebene für die Allgemeinwohlfunktionen des Waldes einzutreten. Im Übrigen müssen die Kommunen finanziell so ausgestattet werden, dass sie nicht auf kurzfristige Holzerträge aus nicht nachhaltiger
    Forstwirtschaft angewiesen sind.
  6. Wolf, Wälder und Wildnis stehen für unsere natürlichen sich selbst regulierenden Lebensgrundlagen. Wissenschaftler sind sich einig: Wir brauchen vernetzte Wildnisgebiete als Rückzugsgebiet und Pool für bedrohte Arten. Wie stehen sie dazu?
    Wir stehen zu dem auf Bundes- und Landesebene festgelegten Ziel, 5 % der Gesamtwaldfläche als Wildnisgebiet ungenutzt zu belassen – als Rückzugsgebiete für gefährdete Arten, Stabilitätsanker im Wald, Referenzfläche und nicht zuletzt als Erlebnisgebiete für die Menschen. Mit über vier Prozent nicht bewirtschafteter Waldfläche ist Brandenburg de facto von diesem Ziel nicht mehr weit entfernt, doch fehlt vielfach noch die rechtliche Sicherung, um diese Wildnisgebiete tatsächlich dauerhaft erhalten zu können.

Antworten von Frau Sprengel auf nachgereichte Fragen:

1. Wäre es denkbar, dass der Waldumbau für private Eigner subventioniert werden würde? Und könnte die Subvention als Kredit bis zur wirtschaftlichen Verwertung des Holzes ausgereicht werden?
Der Waldumbau durch private Eigentümer wird seit vielen Jahren vom Land finanziell gefördert. Dazu gibt es eine eigene Förderrichtlinie (https://forst.brandenburg.de/sixcms/media.php/9/richtli2019.pdf). Allerdings hat sich gezeigt, dass die dafür vorhandenen finanziellen Mittel bei weitem nicht ausgeschöpft wurden, weil nicht genügend Anträge von Waldeigentümern vorlagen. Die Förderrichtlinie muss also attraktiver ausgestaltet und die Inanspruchnahme durch Beratung verbessert werden.

2. Warum unterstützt Ihre Partei die akt. Energiewende, obwohl sie sich hier und heute gegen einen weiteren Ausbau der Windkraftanlagen im Wald aussprechen und die Überzeugungskraft von regenerativen Energien gegenüber den viel CO2 ausstoßenden Staaten angesichts von weltweit 1400 neu geplanten Kohlekraftwerken als sehr gering einzuschätzen ist?
Die Energiewende ist notwendig, um die in Paris verbindlich verabredeten Klimaziele zu erreichen und damit eine Erderwärmung in katastrophalem Ausmaß zu verhindern. Dies kann nur jede Region für sich umsetzen, wenn alle auf andere verweisen wird es nie zu einer Trendwende kommen. Deutschland kommt als entwickeltes Industrieland hier eine besondere Verantwortung zu, weil eine gescheiterte Energiewende hierzulande eine entsprechende Entwicklung in anderen Ländern bremsen würde. DIE LINKE, legt Wert auf eine sorgfältige Standortwahl. In Wäldern mit hoher Naturschutz- und Erholungsfunktion dürfen daher unseres Erachtens keine Windräder aufgestellt werden.

3. Alle reden von Trockenheit im Wald. Keiner ist bereit die Boden/Wasserverbände abzuschaffen, damit dann Wasser im Wald bleiben kann. Wie stehen Sie dazu?
Eine Abschaffung der Wasser- und Bodenverbände ist keine Lösung, denn eine Gewässerunterhaltung (zu der ja auch eine ökologische Gewässerentwicklung gehört) ist auch zukünftig notwendig. Es muss aber festgelegt werden, welche Ziele bei der Gewässerunterhaltung im Einzelnen verfolgt werden. Eine Wasserbewirtschaftung, die sowohl Wasserrückhaltung (in Trockenzeiten) als auch Wasserabführung (bei Starkregenereignissen) ermöglicht ist in Zeiten des Klimawandels unabdingbar. Viele Wasser- und Bodenverbände sind an Renaturierungs- und Wasserrückhaltungsprojekten beteiligt.

4. Was halten Sie von flächendeckender Vegetation zum Zwecke der Wasserhaltung/ Verhinderung von Erosionen?
Es ist sinnvoll, die vegetationsfreie Zeit auf Ackerflächen so kurz wie möglich zu halten und vor allem auf erosionsgefährdeten Flächen (z.B. Hängen) die Vermeidung von Erosionsschäden bei der Fruchtwahl zu berücksichtigen.

5. Was wollen Sie geben die Ammoniakbelastung, resultierend aus Gülleausbringung der Massentierhaltung, der landwirtschaftlichen und häufig an den Wald angrenzenden Flächen tun?
Die Tierzahlen sollten flächenbezogen festgelegt werden, das heißt Futterbeschaffung und Gülleentsorgung sollten zu einem großen Teil in der Region erfolgen können, ohne ökologische Schäden zu verursachen. Die neue Düngeverordnung begrenzt bereits die Düngegaben und soll Belastungen des Umfeldes vermeiden. Düngerecht und Immissionsschutz sind Bundesrecht. Wir treten für Gewässerrandstreifen ein, um Auswaschungen von Nährstoffen in umgebende Gewässer zu vermeiden.

Dr. Winfried Ludwig / BVB/Freie Wähler

1. Wir leben in einem Zeitalter des Klimawandels und des Artensterbens. Beide Entwicklungen beeinflussen sich gegenseitig. Verstärkend wirken Monokulturen, wie Kiefernforste, Spargel, Raps, …

Welche Schwerpunkte bzgl. der Biodiversität würden Sie setzen, wenn Sie im nächsten Landtag vertreten sind?

… ich möchte zunächst die Monokulturen um Heidelbeeren erweitern, schließlich wurde das Brandenburger Waldgesetz (§2) unter Rot/Rot extra dafür geändert – Kollege Baaske weiß sicher warum … er ist ja ziemlich oft in Klaistow  … dafür ist also Kraft und Zeit vorhanden … aber nicht für wirksame Maßnahmen hin zu Biodiversität. Mit mir gäbe es solche Klientelpolitik nicht. Mein Motto ist NATUeRlich BÜRGERnah. D.h.: Wir haben jahrhundertelang die Natur an uns angepasst – vielleicht versuchen wir es einmal umgekehrt, eh die Natur das Problem „Mensch“ löst. Also weg von Monokulturen hin zu naturnaher Landwirtschaft (so findet z.B. ein Greifvogel keine Nahrung in einem Maisfeld, weil er da überhaupt nicht reinkommt!) … schon vor Jahrhunderten kannte man die Dreifelderwirtschaft (Biodiversität!!) und Windschutz-Hecken zwischen Ackerflächen ohne darüber zu sprechen … heute wird das alles neu erfunden und als riesen Erfolg gefeiert … das ist so, wie die vergessenen römische Warmwasserheizungen in Zeiten des Mittelalters … der Wissensverlust ist mehr als bedauerlich …  tun wir endlich etwas dagegen! Noch zwei Stichworte:

  1. Kommunen und andere öffentliche Auftraggeber können ohne zusätzlich Mittel viel dazu beitragen:
  2. Z.B.: kein englischer Rasen an Straßengräben, dafür Blühstreifen
  3. Keine „Laubgebläse“, die eigentlich nur die Umwelt verpesten und Feinstaub aufwirbeln
  4. Für naturnahe Land-/Fischerei- und Forstwirtschaft sollten unbürokratischen Anreize geschaffen werde (ich komme dann noch 1x dazu)  

2. Waldgesetz des Landes Brandenburg (LwaldG) § 19 Waldschutz

(2) Die Waldbesitzer sind verpflichtet, zum Schutz des Waldes vorbeugend und bekämpfend tätig zu werden, wenn die Funktionen des Waldes maßgeblich beeinträchtigt werden können. Wie wollen Sie diesen Paragraphen des Waldgesetzes umsetzen?

Ich gehe davon aus, dass Ihre Frage in Richtung Schutz/Erhalt unserer Wälder zielt – also Stichwort „Klimawald“. Ich möchte das also im Zusammenhang der Regelungen des § 19 betrachten. Sie zitieren den Absatz 2. Es gibt aber auch noch Absatz 1 und 3:

  • Der Waldschutz umfasst den Schutz des Waldes vor biotischen und abiotischen Schäden.
  •  Maßnahmen nach Absatz 2 Satz 1 können von der unteren Forstbehörde angeordnet oder bei Gefahr im Verzug oder aus anderen vorbeugenden Gründen von ihr durchgeführt werden. Wird die Maßnahme angeordnet oder bei Gefahr im Verzug von der unteren Forstbehörde durchgeführt, so trägt
  • der Waldbesitzer die Kosten der Maßnahme. Wird die Maßnahme aus anderen Gründen von der unteren Forstbehörde durchgeführt, so trägt die Kosten das Land.

Das bedeutet aus meiner Sicht, Waldbesitzer sind auch zum Umbau ihres Waldes an die sich ändernden Klimabedingungen verpflichtet.

Beim Klimawandel handelt es sich m.E. um einen vorbeugenden Anlass, wie im Gesetz geregelt. Nicht ganz so drastisch ausgedrückt:

Das Brandenburger Waldgesetz sollte mindestens in drei Punkten geändert werden:

  • Einführung einer Regelung im Waldgesetz zum verpflichtenden klimafördernden Waldumbau
  • Schaffung wirklicher Anreize zum Waldumbau … also auch Anreize, die Verluste aus dem Umbau von Industriewald in Naturwald ausgleichen
  • Keine Vernichtung von Waldflächen für die Errichtung von Industrieanlagen etc. (Autobahnen, Windräder)

Wir müssen endlich handeln, statt Notstände auszurufen!

3. „Pestizideinsatz als letztes Mittel“ um massive Waldschäden zu vermeiden kann der Waldbesitzer zum Pestizideinsatz gezwungen werden.Zum Waldumbau gibt es keinen Zwang. Wie stehen Sie dazu? Und wie wollen Sie politisch damit umgehen?

Sie stützen Ihre These wahrscheinlich auf

§ 19 Waldschutz

(2) Die Waldbesitzer sind verpflichtet, zum Schutz des Waldes vorbeugend und bekämpfend tätig zu werden, wenn die Funktionen des Waldes maßgeblich beeinträchtigt werden können.

Dass der Pestizideinsatz nicht notwendig war, zeigen ja die Ergebnisse z.B. im Beelitzer Stadtwald / Herr Förster Schmidt hat dazu in der vergangenen Woche im Umweltausschuss der SVV berichtet und in der MAZ publiziert.Zum Thema verpflichtender Waldumbau hatte ich mich schon geäußert. Ich würde eine entsprechende verpflichtende Ergänzung des Brandenburger Waldgesetzes anstreben. Um Fragen vorzubeugen, das ist keine „Enteignung – schon heute sieht das Brandenburger Waldgesetz z.B. zum Thema Waldbrandschutz sehr starke Eingriffsmöglichkeiten vor. Ich bin kein Waldexperte, aber wir sollten endlich die Vorschläge zum Waldumbau, die in den Schreibtischen liegen, realisieren. Was meine ich damit. Von 2005 bis 2009 gab es eine umfassende Studie u.a. des Leibnitz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung, in der für Norddeutschland Szenarien des Waldumbaus beschrieben werden. Unter dem etwas sperrigen Titel „Klimaplastischer Wald“. Aus den Gesprächen mit Verantwortlichen des Landesbetriebes Forst im Zusammenhang mit den Nonnen-Sprühaktionen hatte ich nicht das Gefühl, dass man einen Plan hat … den scheint es doch zu geben, also warum wird er nicht umgesetzt

Das stammt übrigens aus „Forst und Holz“ Heft 10/2009!! Das Erschreckende ist, dass das offensichtlich die Verantwortlichen in der Landesregierung nicht kennen.

4. Hauptziel des ökologischen Waldumbaus in Deutschland sind naturnahe, stabile Misch- und Laubwälder, was auch die Waldbrandgefahr reduzieren würde.

Welche Schritte würden Sie zur Umsetzung vorschlagen und wie könnte eine Förderung, auch eine Forschungsförderung aussehen, um den Auswirkungen des Klimawandels und der Waldbrandgefahr zu begegnen? Aus Zeitgründen fange ich mal rückwärts an – also:

  • Entschlackung der Förderprozesse
  • Sofortige Auszahlung von mindesten 50 % der Fördersumme (wenn ich richtig informiert bin, wird derzeit erst nach 10 Jahren ausgezahlt)
  • Keine Anrechnung der Fördergelder als zu versteuernde Einnahmen der Empfänger
  • Verlängerung der Förderdauer
  • Vereinfachung des Auszahlungsmechanismus

Im Blick auf die Waldbrandgefahr geht es um

  • unbürokratischen Wege- und Brunnenbau = auch für künftige Bewässerungsmaßnahmen bei der Aufforstung
  • Schaffung von 30 – 50 Meter breiten Waldbrandschutzriegeln = das ist sogar in § 20 Brandenburger Waldgesetz geregelt

Auch hier gilt wieder = nicht reden = handeln!

Warum sage ich das: Im Land Brandenburg gibt es ein ausgefeiltes Förderprogramm. Allein die dazugehörige Internetseite hat mindesten 20 Untergliederungen … ich bilde mir ein, relativ schnell aufzunehmen – es ist mir nicht gelungen …

Der Antrag auf Gewährung einer Zuwendung umfasst allein 28 Seiten mit diversen Angaben und Erklärungen + 8 -seitiger Ergänzung. Der Auszahlungsantrag hat 3 Seiten und zwei ergänzende Regelungen (da habe ich dann nach einer Stunde entnervt aufgehört …) … Der „Spaßfaktor“ für den Antragsteller hält sich also in ziemlichen Grenzen …

5. Der Kommunalwald ist dem Gemeinwohl verpflichtet. Dieses Gemeinwohl hat eine ökologische, eine soziale und eine ökonomische Dimension.Welche politischen Wege würden Sie gehen, damit die Kommunen ihren Wald nicht nur als Einnahmequelle sehen?

Da fällt mir eine kurze Antwort am leichtesten:

Wir haben am vergangenen Mittwoch in dem von mir geleiteten Ausschuss für Umwelt, Energie und Nachhaltigkeit der SVV Beelitz beschlossen:

  1. alle Überschüsse aus dem Beelitzer Stadtwald in diesen zu reinvestrieren,
  • alle Waldbesitzer auf dem Stadtgebiet aufzufordern, dem zu folgen,
  • alle öffentlichen Waldbesitzer Brandenburgs aufzufordern, dem zu folgen.

Also nicht den „Klimanotstand“ ausrufen, sondern einfach handeln! Ich kann nur alle hier anwesenden auffordern, Gleiches in ihren Gremien durchzusetzen!

6. Wolf, Wälder und Wildnis stehen für unsere natürlichen sich selbst regulierendenLebensgrundlagen. Wissenschaftler sind sich einig: Wir brauchen vernetzte Wildnisgebiete als Rückzugsgebiet und Pool für bedrohte Arten. Wie stehen sie dazu?

Wer Natur-, Umwelt- und Artenschutz wirklich will, kann sich nur eindeutig für die Schaffung von geschützten Rückzugsräume aussprechen. Das betrifft die Pflanzen- und Tierwelt gleichermaßen. Schwerpunkt ist sicher bei uns der Wald – er muss erhalten, nein erweitert und „klimaplastisch“ umgebaut werden. Hierzu gehört auch, dass der ungehinderte Austausch zwischen den natürlichen Lebensräumen erhalten wird (Wildbrücken) und unzerschnittene Landschaften gefördert werden. Zum Waldschutz gehört aus meiner Sicht auch, dass hier keine Industrieanlagen (Windkraftanlagen) errichtet werde.  Zum konsequenten Artenschutz gehört natürlich auch der Schutz des Wolfes, der Wildkatze, des Bibers etc. … keine Panik wegen Schäden aber unbürokratische und zügige Unterstützung von Betroffenen bei Schäden – man muss sich z.B. schon fragen ob Gentests bei der Beurteilung von Wolfsschäden notwendig sind …

Wir hatten es heute Abend schon mehrfach – die Probleme sind seit Langem beschrieben … Zitate aus „Klimaplastische Wälder“ (Forst und Holz 64/Heft 10 (2009)!!) = Frage an die hier anwesenden Vertreter*innen von Regierungsparteien in Bund und Land = (SPD, Die Linke, CDU): …. Warum haben Sie bisher nicht`s getan?

Antworten Dr. Ludwig auf nachgereichte Fragen:

1. Wäre es denkbar, dass der Waldumbau für private Eigner subventioniert werden würde? Und könnte die Subvention als Kredit bis zur wirtschaftlichen Verwertung des Holzes ausgereicht werden?

• Ich stehe für die generelle Subventionierung von klimagerechtem Waldumbau – ich würde auch befürworten, dass hierfür Fördermittel vergeben werden, die nicht zurückgezahlt werden müssen.

2. Warum unterstützt Ihre Partei die akt. Energiewende, obwohl sie sich hier undheute gegen einen weiteren Ausbau der Windkraftanlagen im Wald aussprechen und die Überzeugungskraft von regenerativen Energien gegenüber den viel CO2 ausstoßenden Staaten angesichts von weltweit 1400 neu geplanten Kohlekraftwerken als sehr gering einzuschätzen ist?

• Zunächst sollte man sich mal die Frage stellen, was unter „Energiewende“ verstanden wird. Wir reden doch meist nur über die „Stromwende“. Die ist doch gar nicht entscheidend. Wir müssen endlich über Energieeffizienz und damit über die Bereiche Verkehr (Straße zu Schiene, ÖPNV etc.), Energieverbrauch in Haushalten (z.B. Wärmeverluste) etc. reden und dort auch handeln. Jeder gebaute km Straße/Autobahn erzeugt neuen Straßenverkehr. Das kann doch keine Lösung sein …

3. Alle reden von Trockenheit im Wald. Keiner ist bereit die Boden/Wasserverbändeabzuschaffen, damit dann Wasser im Wald bleiben kann. Wie stehen Sie dazu?

• Das kann ich absolut nicht beurteilen – da stecke ich nicht in der Materie. Ich werde mich damit aber beschäftigen, da Wassermanagement auch im von mir geleiteten Umweltausschuss der Stadtverordnetenversammlung von Beelitz auf der Agenda steht.

4. Was halten Sie von flächendeckender Vegetation zum Zwecke der Wasserhaltung/Verhinderung von Erosionen?

• Mit der Frage kann ich so nichts anfangen. Wenn damit gemeint sein sollte, dass wir zu viele Flächen versiegeln, dann kann ich mir darunter etwas vorstellen. Hier muss genau abgewogen werden. Nein zu Waldvernichtung z.B. für Windkraftanlagen. Ja zu weiterer Aufforstung. ABER: Wir haben nur ein Flächenpotential und müssen im Einzelfall genau abwägen, wofür wir das Nutzen. Für Wohnen, für Industrie, für Land- und Fischwirtschaft, für Wälder, für …  entscheidend sollte hier ein breiter Konsens im jeweiligen „Gebiet“ sein.

5. Was wollen Sie geben die Ammoniakbelastung, resultierend aus Gülleausbringungder Massentierhaltung, der landwirtschaftlichen und häufig an den Wald angrenzenden Flächen tun?

• Die Gülle ist doch nicht das Problem, sondern die Massentierhaltung. Wenn wir hier wieder dezentralisieren und auf ein natürliches Maß (nicht auf ein gewinnorientiertes Maß) reduzieren, kann das auch gelöst werden. Wie so oft liegt das Problem bei uns und unserem Konsumverhalten …

6. Brandenburg ist das sonnenreichste Bundesland mit relativ viel Wald inMonokultur. Sicherlich sollte der Energiemix in Brandenburg anders aussehen als bspw. in Mecklenburg-Vorpommern. Wie würde ein optimaler Energiemix in Brandenburgaussehen?

• So richtig kann ich mit dieser Frage auch nichts anfangen. Wald in “Monokultur” ist auch Wald und hat mit Energieerzeugung doch nichts zu tun. Es sei denn, Sie wollen Wald generell für die Energieerzeugung „opfern“ und ihn nicht umbauen? Auch die Frage zum Energiemix ist derzeit nicht einfach zu beantworten, es sei denn populistisch. Solange Wind- und Sonnenenergie nicht zumindest in industriellen Größenordnungen über mehrere Tage speicherbar ist und wir derzeit jährlich eine Milliarde (!!) für deren Abregelung bezahlen, weil wir den Strom auch nicht übertragen können, steht die Frage doch gar nicht. Wir sollten uns eher darum kümmern, wie wir Versorgungssicherheit aufrechterhalten. Wenn Verzicht auf Kohle- und Atomstrom gefordert wird, dann bitte auch keinen Import. Hiervon habe ich noch kein Bekenntnis z.B. von BÜ90/Die Grünen gehört.

7. Sie haben ausgeführt, dass Sie sich dafür einsetzen möchten, ehemalige Waldflächen wieder aufzuforsten. Beziehen Sie dieses Vorhaben auch auf solche Flächen, die früher Waldflächen waren und jetzt für Getreide- und Futtermittelanbau genutzt werden?

• Es tut mir leid, diese Frage kann ich nicht beantworten. Ich kann nur auf das generelle Problem der Flächenbilanz = s. 4. verweisen.



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